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Allergologie

Allergien sind auf dem Vormarsch und zählen zu den häufigsten Symptomen der immunologischen Dysbalance. Von einer Volkskrankheit zu sprechen scheint nicht übertrieben, da in der Bevölkerung von einer Gesamtlebenszeitprävalenz von ungefähr 20 % ausgegangen werden muß, bei Kindern besteht sogar eine Wahrscheinlichkeit von 25-30 % an einer Allergie bis zur Pubertät zu erkranken.
Als "Erfolgsorgan" von Allergien und Hypersensitivität kommen sehr häufig in Betracht die Schleimhäute des oberen und unteren Respirationstraktes, aber auch die Haut (Integument) sowie die Darmschleimhaut (Intestinum). Durch das Auftreten gemeinsamer Epitope bei Nahrungsmitteln und anderen exogenen Allergenen (z.B. Pollen) kann es zu sogenannten Kreuzallergien oder pollenassoziierten Nahrungsmittelallergien kommen. So weisen z.B. 50-70 % der Birkenpollenallergiker auch im Bereich der Schleimhäute von Mund und Darm Symptome im Hinblick auf z.B. grünen Apfel, Haselnuss oder Karotte auf. Auch gibt es pseudoallergische Reaktionen bei Aufnahme von Lebensmittelzusatzstoffen (Farb- und Geschmacksstoffe, Konservierungsstoffe). Sog. Lebensmittelintoleranzen können schließlich durch biogene Amine wie Histamin und Tyramin in z.B. Käse und Fischfleisch hervorgerufen werden.

Wie entsteht eine allergische Reaktion (Soforttyp, Typ I nach Coombs und Gell)?
Bei einer allergischen Disposition werden beim ersten Kontakt mit einem Allergen bestimmte Antikörper (sog. IgE) gebildet. Es findet damit eine Sensibilisierung statt, ohne daß zunächst Symptome in Erscheinung treten. Diese Antikörper binden dann insbesondere an Mastzellen und können im Blut nachgewiesen werden. Die Mastzellen sind zahlreich in den Schleimhäuten und in der Haut vertreten und enthalten unter anderem Histamin, das hauptverantwortlich ist für die Entstehung der allergischen Symptome. Für die Auslösung der allergischen Reaktion binden zunächst die betreffenden Allergene an die IgE, welche bei einem sensibilisierten Allergiker in hohen Konzentrationen den Mastzellen aufsitzen. Darauf folgend werden aus der Mastzelle Entzündungsstoffe (v.a. Histamin) freigesetzt, die allergische Reaktionen an Schleimhäuten und Haut zur Folge haben.

Was sind die Symptome einer Allergie bzw. eines Heuschnupfen?
Nase: Niesreiz, Fliessschnupfen und/oder Schwellung der Nasenschleimhaut.
Augen: Tränende, juckende Augen mit geröteter bzw. geschwollener Bindehaut der Augen
Mundrachen: Taubheitsgefühl (orales Allergiesyndrom)
Kehlkopf: Halskratzen, Hustenreiz
Lunge: Husten und/oder Atemnot bis hin zu allergischem Asthma

Wie wird eine Allergie nachgewiesen?
Zunächst kommt einer genauen und detailierten Anamnese eine grundlegende Bedeutung zu. Hierauf aufbauend schließt sich der sog. Prick-Test der Haut an, welcher aber nicht selten keine eindeutigen Ergebnisse liefert. Um zuverlässige Therapieentscheidungen treffen zu können erfolgt dann die genaue Bestimmung von zumeist totalen und spezifischen IgE-Antikörpern im Blut. Schließlich ist zu Teil auch noch eine nasale Provokationstestung sinnvoll, um eine hinreichend fundierte Entscheidung über eine mögliche Therapie zu treffen. Im Vorfeld einer kausalen Therapie von Allergien erfolgt im Rahmen der sog. Molekularen Allergiediagnostik ggf. auch die Abschätzung der Erfolgaussichten einer solchen Therapie durch den komponentendiagnostischen Nachweis der Hauptallergene (z.B. Birkenpollen - Bet v1, Lieschgraspollen - Phl p1/Phl p5). Darüberhinaus kann mit Hilfe der Komponentendiagnostik auch das Risiko schwerer systemischer Reaktionen auf Nahrungsmittel (z.B. Erdnuß - Ara h2) oder das Vorhandensein einer Kreuzallergie genauer beurteilt werden.

Wie wird eine Allergie behandelt?

Im wesentlichen sind es drei Säulen der Behandlung, die zum Teil auch gestuft zur Anwendung kommen:

1. Karenz, d.h. Allergenvermeidung

Beispielhaft bedeutet dies:
Für Hausstaubmilben empfiehlt sich neben anderen Maßnahmen insbesondere die Verwendung sog. Encasings, d.h. hausstaubmilbendichten Überzügen für Matratze(n), Kissen und Bettdecke(n). Hausstaubmilben gehören zur Familie der Spinnentiere und sind ca. 0,1 – 0,5 mm groß. Mit bloßem Auge sind sie kaum zu erkennen. Sie kommen gewöhnlich im häuslichen Umfeld vor, wobei ihnen menschliche Hautschuppen zur Ernährung dienen. Ein Erwachsener verliert ca. 1,5 g Hautschuppen pro Tag, die wiederum für ca. 1 Million Hausstaubmilben die Ernährungsgrundlage bilden können. Hausstaubmilben lieben ein humides, feucht-warmes Klima (20-25°C) und finden so in Matratzen und Bettzeug ideale Lebensbedingungen. Es empfiehlt sich durch häufiges Lüften Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit im Schlafzimmer idealerweise auf 18°C und maximal 50% Luftfeuchtigkeit zu begrenzen. Ferner sollte darauf geachtet werden, die Bettwäsche regelmäßig bei mindestens 60°C zu waschen, da nur dann die Hausstaubmilben absterben. Bei Verwendung von synthetischen Kissen und Decken - und nur dann können diese als Alternative zu allergendichten Bezügen gelten - sollten auch diese mit Regelmäßigkeit alle 4 Wochen bei 60°C gewaschen werden. Die Betten sollten morgens gründlich gelüftet werden und im Schlafbereich sollten keine Grünpflanzen aufgestellt werden.
Für Pollen, welche als Blütenstaub von verschiedenen Bäumen, Gräsern, Sträuchern und Kräutern freigesetzt werden, gilt, dass sie nur während einer spezifischen Pollenflugzeit als Allergene auftreten und deshalb im Unterschied zu z.B. Hausstaubmilbenexkrementen nur saisonal Allergien verursachen. Die Stärke des Pollenfluges wird dabei auch stark von der Witterung beeinflußt, sodass sie häufig von Tag zu Tag unterschiedlich ausgeprägt ist.
In Zeiten eines sehr starken Pollenfluges sollten Sie sich möglichst selten im Freien aufhalten. Insbesondere der Aufenthalt in der Nähe von blühenden Wiesen und Getreidefeldern sollte vermieden werden. Zu Hause empfiehlt es sich, die Fenster geschlossen zu lassen und ein Pollenschutzgitter zu verwenden. Die Wohnung sollte auf Grund der geringeren Pollenbelastung vor allem bei feuchtem Wetter gelüftet werden. Auch im Auto stellt sich die Verwendung eines Pollenfilters günstig dar. Das Haarewaschen vor dem Zubettgehen und das Ablegen der Kleidung außerhalb des Schlafzimmers vermindert die Exposition während der Schlafenszeit. Schließlich bedeutet dies für die Urlaubsplanung die Auswahl von Jahreszeiten und Urlaubsregionen, die Pollenarmut versprechen (z.B. Hochgebirge oder die See).
Bei den originären Lebensmittelallergien, Lebenmittelunverträglichkeiten und -intoleranzen ist mit entsprechend abgestimmten Ernährungsplänen in gleicher Weise die Meidung der entsprechenden Lebensmittel von zentraler Bedeutung.

2. Symptomatische Therapie

Hier wird medikamentös die Eindämmung der allergischen Symptome angestrebt. In Frage kommen sog. Cromone, orale und topische Antihistaminika, topische und systemische Glukokortikoide. Schließlich lassen sich auch mit Akupunktur und Homöopathie die allergischen Symptome häufig gut kontrollieren.

3. Kausale Therapie, allergenspezifische Immuntherapie (SIT)
Die SIT oder Hyposensibilisierung kann eine Allergie ursächlich behandeln. Ihre Wirksamkeit ist ausreichend wissenschaftlich belegt und sollte möglichst frühzeitig im Krankheitsverlauf erfolgen. Ihre Durchführung wird sowohl von der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie (DGAK) sowie vom Ärzteverband deutscher Allergologen (ÄDA) empfohlen. Sie ist gegenwärtig mit 80-90 % Erfolgsaussicht die wirksamste Form der Allergiebehandlung und kann die allergische Symptomatik mit großer Wahrscheinlichkeit lindern oder sogar heilen und zu etwa 20 % der Entstehung eines allergischen Asthma bronchiale vorbeugen. Beabsichtigt ist die Induktion einer Toleranz auf die entsprechenden Allergene. Mit der Verabreichung ansteigender Mengen der betreffenden Substanz wird der Körper gleichsam an das Allergen langsam gewöhnt.

Wie wird eine Hyposensibilisierung durchgeführt?
Grundsätzlich kann eine Hyposensibilisierung subcutan mittels Spritzen (SCIT) oder sublingual mittels Topfen (SLIT) erfolgen. Bei der subkutanen Form der Therapie werden Allergene an der Außenseite des Oberarms unter die Haut (subcutan) gespritzt. Während der einige Wochen andauernden Einleitungsbehandlung erfolgt die Verabreichung der Spritzen in der Regel zunächst im wöchentlichen Abstand. Bei der sich anschließenden Fortsetzungsbehandlung verlängern sich die Injektionsintervalle auf 4-6 Wochen. Insgesamt sollte die Therapie über ca. 3 Jahre erfolgen.
Bei der sublingualen Behandlungsart wird die Allergenlösung für 2 Minuten unter die Zunge (sublingual) verabreicht und dort für 2 Minuten belassen und anschließend in der Regel geschluckt. Auch hier gibt es eine Einleitungsphase mit Dosissteigerung, welche aber in der Regel nur ein paar Tage dauert. Die sublinguale Hyposensibilisierung wird bis auf die erste Verabreichung selbständig zu Hause durchgeführt. Bei Kindern ist zu beachten, daß die Allergenlösung unter Aufsicht eines Erwachsenen eingenommen wird.

Eine nur für die nächste Saison Linderung bringende Spritzenkurzzeittherapie kann auch homöopathisch durchgeführt werden. Eine grundsätzliche Umstimmung kann im Einzelfall auch unspezifisch mittels Eigenbluttherapie erfolgen.

HNO-Praxis im Härtingerhaus | Dr. med. Wolf-Dietrich Tillner | Obere Hauptstr. 26 | 85354 Freising | Tel: 08161 - 3018